Eine Pandemie wirft die Regeln des Miteinanders über den Haufen. Auf Abstand gehen lautet das Gebot der Stunde. Man könne gar nicht vorsichtig genug sein, heißt es. Denn das Virus ist klein und gemein. „Es gab Mitarbeiter, die sofort abgeschirmt von Klienten arbeiten wollten, am liebsten im Home Office. Und es gab Mitarbeiter, die sich für unantastbar hielten, da musste ich bremsen, damit sie sich nicht gefährdeten,“ erinnert sich der Leiter einer Einrichtung.
Wir müssen mit dem Virus leben
Hinterher sei man schlauer. Sagt der Volksmund. Das Volk hat Angst, denkt der Reporter und nimmt sich vor, herauszufinden, was da Angst macht. Nur das Begreifen des Geschehenen macht schlauer. Denn das Virus ist in der Welt. Nach der Pandemie ist vor der Pandemie.
Wer rechnete im Februar mit einem so langen Aussetzen des gesellschaftlichen Lebens? Als
Ostern keine Entwarnung kam, wuchs die Hoffnung, Pfingsten könnte die Erlösung bringen. Aber noch immer lauert das Virus. Also gilt die Maskenpflicht. Vorsicht ist geboten. „Unsere Berater*innen waren immer mit den Menschen in Kontakt,“ betont Andrea Makies, kaufm. Geschäftsführerin. Wo immer es möglich war, hätten die Berater*innen direkte, persönliche Kontakte aufrechterhalten, z. B. in den Kitas und in der Wohnungslosenhilfe. „Wir sind aus Fürsorge vorsichtig, nicht aus Angst. Ich möchte manchmal schneller sein. Aber das ist ein Prozess, in dem wir alle mitnehmen.“
Aus Erfahrungen lernen
Oft sind die Maßnahmen gegen die Pandemie als Experiment beschrieben worden. Auch die Diakonie muss daraus lernen, so wie die gesamte Gesellschaft. Fest steht jedenfalls: In Krisen wie dieser sind nicht nur Virologen gefragt. Sondern auch Soziologen und andere Disziplinen. Vor allem aber braucht es Seelsorger im weitesten Sinne. „Ob in der Beratung für Migrant*innen oder für Suchtkranke oder in der Gemeindediakonie: Wir sehen in der diakonischen Arbeit den ganzen Menschen. Uns sind z. B. Kontaktsperren schwer gefallen. Darüber können wir offen und selbstbewusst sprechen“, erklärt Diakoniepastorin Maren von der Heyde.
Andrea Makies ergänzt: „Wir werten unsere Erfahrungen aus, die wir mit telefonischer Beratung, mit Anleitungsvideos oder Video-Konferenzen gemacht haben. Richtig genutzt, erweitern moderne Medien unser Spektrum und helfen uns mit Menschen in Kontakt zu kommen, die bisher noch nicht den Weg zu uns gefunden haben.“
Krisen eröffnen Chancen. Die Diakonie nutzt sie, indem sie Öffentlichkeit herstellt. Mitarbeiter, Klienten, Interessierte sind aufgerufen mitzureden. Jede Woche hier im Blog Niemals ratlos.