Fortgesetzte Ausgrenzung

Nachgefragt in der Stadteildiakonie Sülldorf/Iserbrook, wo Susanne Alms de Ocana vom home office aus berät. Klient*innen, die telefonisch nicht gleich durchkommen, finden – wenn es z. B. um Fragen zu Anträgen geht – professionelle Hilfe. Das Netz der Beratungsstellen bewährt sich in der Krise. „Ich habe viele Menschen beraten, die durchs Internet auf mich gekommen sind.“

Wer nicht gewohnt ist, Dokumente einzuscannen, fällt natürlich raus. Aber auch denen konnte sie weiterhelfen: freitags an der frischen Luft, wenn hier Lebensmittel ausgegeben werden. „Eines dürfen wir nicht unterschätzen: die Leute fragen in ihren Kreisen nach und finden, was sie brauchen.“

Online-Schule schließt arme Kinder aus

Allerdings zeige sich bei der Lebensmittelausgabe das Ausmaß der Verarmung in der Stadt. Nun grenze die Digitalisierung des Schulunterrichtes die Kinder der Armen aus. Vergeblich bemühte sich die Beraterin um Geld für einen Computer für eine Schülerin, deren Unterricht auch künftig zum Teil online organisiert wird. Das Sozialamt verwies an die Schule. Doch die verfügt über keine Mittel. „Man hat die von Sozialhilfe lebenden Familien einfach vergessen. Unfassbar.“

Unfassbar auch, weil die Pandemie zeigt, wie wichtig die sozialstaatliche Absicherung gegen Armut und Krankheit ist. Schlechte Ernährung, auszehrende Arbeitsverhältnisse, das erzwungene Leben auf engstem Raum von Menschen, die mit ihrem Arbeitseinkommen keine Wohnung finanzieren können, auch Obdachlosigkeit: solche Faktoren erhöhen das Risiko, dem Virus zum Opfer zu fallen. Das zeigte sich in den USA, aber auch in Deutschland, wo die prekären Arbeitsverhältnisse in Schlachthöfen zu Infektionen führten.

Auch in Viruszeiten: den Menschen nah

Nach acht Wochen werden Lockerungen diskutiert. Die Beraterin will selbst entscheiden, wann sie aus dem home office in die Beratungsstelle zurückkommt. Viele Ratsuchende gehörten zur Risikogruppe. Solange es keine Tests gebe, gehe Vorsicht vor. Das Bedürfnis ihrer Ehrenamtlichen, bald wieder aktiv die diakonische Tätigkeit aufnehmen zu wollen, kann die Sozialpädagogin gut nachvollziehen. „Ich bin für diese Mitarbeiter*innen verantwortlich. Ich werde sie deshalb schützen. Wir treffen uns in einem großen Raum, bleiben auf Abstand.“

Erstes Resumee: das Telefon habe sich bewährt. „Ich habe gerade anfangs, als die Unsicherheit so groß war, viele Gespräche mit ängstlichen Menschen geführt. Das ging gut, da entstanden Kontakte, da war ich nahe an den Menschen.“

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