Die Beraterin als Coach


Beraterin Susanne Alms de Ocaña, Stadtteildiakonie Sülldorf-Iserbrook

Menschen stark zu machen, sieht Susanne Alms de Ocaña als ihre Aufgabe an. Sie kämpft für ihre Klientinnen. Ein Bericht aus dem Alltag, der die Beiträge von Britta Wagner und Michael Lindenberg ergänzt.

Wenn Menschen in die Beratungsstelle der Stadtteildiakonie Sülldorf/Iserbrook kommen, wissen sie keinen Ausweg mehr. Oft sind sie arbeitslos, es droht Wohnungsverlust oder sie gerieten aus persönlichen Gründen aus dem Gleichgewicht. “Die Leute verstecken ihre Probleme so lange es geht. Ich kann dann erst spät eingreifen“, sagt Susanne Alms de Ocaña. Die Änderung der Sozialgesetzgebung, Hartz IV genannt, dramatisiere die Lage zusätzlich.

Eingreifen heißt hier, Menschen zu stärken

Jahrelang konnte sie Bedürftige zum Sozialamt schicken. Zu den Sachbearbeitern hielt sie Kontakt. „Die Basis war klar: Menschen in Not haben ein Recht auf Existenzsicherung“, erinnert sich Frau Alms de Ocaña.

Und jetzt? Der Rechtsanspruch besteht weiter. Aber seit der Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitsämtern zu Jobcentern habe die Behörde ihre Arbeitsweise gründlich verändert. „Ich hatte eine Frau hier, ihr Mann hatte sie vor die Tür gesetzt. Völlig mittellos saß sie bei mir, das Amt hatte sie weggeschickt. Das erlebe ich öfter.“ Das Jobcenter ist inzwischen so organisiert, dass die Klienten ihre Sachbearbeiter nicht ohne weiteres erreichen. Nicht einmal per Telefon. Das zermürbe viele Menschen. Sie verzichteten eher auf Hilfe als sich demütigen zu lassen.

Neues Selbstverständnis

Hat sie noch das richtige Handwerkszeug, um Menschen in Not zu helfen? Die Beraterin überlegt. Das „ja“ klingt überzeugt. Sie hat gelernt, Konflikte zu analysieren. Sie beherrscht systemische Kommunikationsmethoden, kennt das Hilfesystem und sie ist gut vernetzt.

War sie anfangs eher eine Wegweiserin durch den Behördendschungel, so begreift sie sich inzwischen mehr als Coach. „Ich kann Mut machen. Ich kann den Menschen Selbstvertrauen geben. Das ist weit mehr als es auf den ersten Blick scheint.“ Die Frau, die in einer ausweglosen Situation zu sein schien, ist dank ihres Eingreifens nicht ins Bodenlose gefallen. Sie hat eine Wohnung gefunden, wenn auch nicht in Hamburg. Sie sucht weiter, allein; stark gemacht von der Beraterin.

Erfolge wie dieser bestätigen Susanne Alms de Ocaña in der Überzeugung, etwas Sinnvolles und für die Gesellschaft Wichtiges zu leisten. Gegen wachsende Widerstände. „Es ist schwer auszuhalten, dass die Jobcenter Rechtsansprüche abwehren. Ohne professionelle Hilfe bekommen bedürftige Menschen kaum noch, was ihnen zusteht.“

Susanne Alms de Ocaña leitet die Stadtteildiakonie Sülldorf/Iserbrook.

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