Gefragt, ob er in der Haut der Politiker stecken möchte, die entscheiden, wie das Corona-Virus eingehegt wird, lacht Peter Svejda. „Natürlich. Es reizt mich, Verantwortung zu übernehmen.“ Seit Anfang März muss der 34-Jährige als Leiter der Pinneberger Wohnraumnotfallhilfe zeigen, was er drauf hat. Wer ihm zuhört, merkt, hier spricht ein Mann, der weiß, was er kann.
Bisher kennt er seine Einrichtung nur im Ausnahmezustand. „Wir mussten gegen die Angst vor dem Virus angehen“, sagt er. Doch jetzt gehe es in die nächste Phase. „Die Distanz, die Beschränkung aufs Telefon, war nötig. Aber per Telefon Akten zu beschaffen und Anträge zu stellen, war zu umständlich. Wir experimentieren jetzt. Die beste Lösung könnten Beratungsplätze mit Trennscheiben sein.“
Die Existenzgrundlage sichern
Peter Svejda sammelte seine ersten Erfahrungen mit sozialer Arbeit in einem dualen Studiengang, als er Obdachlose betreute. Das war in seiner Heimatstadt Stuttgart. „In dieser Szene nimmt man kein Blatt vor den Mund, das fand ich gut.“ Konkret helfen zu können, im direkten Kontakt mit schwierigen, eigenwilligen Menschen: das motivierte ihn.
Seine Beratungsstelle soll Obdachlosigkeit verhindern und Menschen, die keine Wohnung haben, wieder zu einer Bleibe verhelfen. Wenn bei Besichtigungen 20 und mehr Bewerber*innen um den Mietvertrag kämpften, hätten seine Klient*innen keine Chance. Und die Corona-Krise verschärfe die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Seine Beratungsstelle konzentriert sich darauf, die Menschen zu stabilisieren und die Existenzgrundlagen zu sichern.
Die Grenzen der Sozialarbeit
Mit Sorge sieht der Einrichtungsleiter, dass im Kreis Pinneberg Gerichte Menschen zwingen, ihre Wohnungen zu verlassen. Viele finanzierten sich mit prekären Jobs. Falle in einem solchen Konstrukt eine Komponente weg, stürze das gesamte Kartenhaus ein. Schnell sammelten sich Mietschulden an.
Niemand soll durch Corona obdachlos werden. Deshalb sind Kündigungen verboten. Dennoch müssen auch jetzt Menschen ihre Wohnungen verlassen. Sie bekommen gerade mal eine Stunde zum Packen. Dann landen sie in Unterkünften. Der Grund: Die Notlagen, die jetzt verhandelt werden, sind vor einem Jahr entstanden. „Auf die Richter haben wir keinen Einfluss“, sagt Peter Svejda. „Unsere Berater tun, was sie können. Ich spreche mit Politikern und finde dort Unterstützung.“ Hilflos zu sein, passt nicht zu Peter Svejda.