Die Chancen nutzen

„Das Vertrauen ist wieder da“, erklärt Barbara Grünberg erleichtert. Die Therapeutin hat gerade intensive Telefon-Sitzungen mit suchtkranken Menschen hinter sich und empfängt den
Besucher im Veranstaltungsraum, der bald auch für Therapiegespräche geeignet sein soll. Sechs Sitzplätze mit kleinen Tischen bieten ausreichend Abstand. Die stellvertretende Leiterin des Lukas Suchthilfezentrums Hamburg-West kam zu Beginn der Schutzmaßnahmen gegen das Corona Virus kaum zur Ruhe. „Wir mussten die Anordnungen der Behörde erfüllen, den Betrieb umorganisieren und zugleich unseren Klientinnen und den Ratgebenden Mut machen.“

Nicht nur die Angst, sich mit dem Corona Virus zu infizieren, grassierte. Die notwendige
Umstellung der Beratung auf Gespräche am Telefon sorgte für Unruhe. Suchtkranke sind
instabil, viele leiden an Depressionen, manche gelten als suizidgefährdet, aber nur in Ausnahmefällen können Gespräche im direkten Kontakt geführt werden. In der Krise bewähre sich das professionelle Engagement der Beraterinnen, lobt Frau Grünberg. Niemand sei verloren gegangen. „Wir sind jetzt in der Spur. Je länger der Ausnahmezustand dauert, desto mehr Bedeutung bekommt die wirtschaftliche Sicherung.“ Viele hätten kleine Gewerbe. Weitere Wochen mit persönlichen Einschränkungen brächten sorgfältig ausgearbeitete Schuldenpläne ins Rutschen.

Den diakonischen Auftrag leben

„Wir erleben gerade die tiefste gesellschaftliche Krise in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“, ist sich Andrea Makies sicher. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Maren von der Heyde hält die kaufmännische Geschäftsführerin der Diakonie Hamburg-West/Südholstein Kurs: „Jetzt können wir uns als Diakonie beweisen und trotz eigener Ängste für die notleidenden Menschen einstehen.“

Die Einrichtungen müssten natürlich die Regeln des Gesundheitsschutzes beachten, sagt
Andrea Makies: „Wir brauchen einen Ideenwettbewerb. Wir müssen Gestaltungsräume ausmachen – immer unter dem Gesichtspunkt: Was nützt den Menschen?“

Beratung braucht Ideen

Barbara Grünberg fürchtet, eine Rückkehr zur Normalität könne lange dauern. „Und dann werden Online-Beratungen selbstverständlich sein. Wir müssen dafür sorgen, dass die Qualität nicht leidet.“ Maren von der Heyde mahnt: „„Digitale Medien erweisen sich als hilfreich. Aber der Mensch ist nicht digital. Sein Wesen erfassen nur Menschen; Berater*innen, die für seine Sorgen offen sind.“

Die Geschäftsführerinnen haben grünes Licht für dieses Blog gegeben, das diakonische Kompetenz nach außen vermittelt und zugleich Platz bietet, miteinander zu diskutieren.
Nutzen wir die Chance.

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