Öffentliche Ärgernisse

30 Menschen finden im Speisesaal des MAhL ZEIT Platz. Viel weniger als vor Corona, denn es gelten nach wie vor strenge Hygieneregeln. Jetzt in der Mittagszeit steht der Reporter mit den Obdachlosen an der Tür und hält die Hand auf, für einen Spritzer Desinfektionsmittel. Er hat einen Termin mit der Leiterin, Marion Laux. Eine Frau wie der Duracell-Hase. Ständig auf dem Sprung, weiß sie, wo die Hundefutterdosen lagern und wird geholt, wenn der Typ wieder auftaucht, der alle beschimpft, weil es hier Schweinefleisch zu essen gibt. Höflich, aber bestimmt zeigt sie ihm den Ausgang. „Wir sind kein Restaurant. Hier wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“

Die Gäste kommen zum Reden und weil hier gut gekocht wird

„Und was die Spender uns geben,“ fügt sie hinzu. Frau Laux traf der Reporter schon öfter. Er ist Fußgänger und hat es nicht weit. Noch wichtiger: hier wird face to face geredet – Klartext, trotz Maske, auf den Punkt. Gerade ärgert sich die Leiterin der Tagesstätte über den Norddeutschen Rundfunk. Im Hamburg Journal zeigt die Autorin Marika Williams ein Problem auf: Menschen ohne Dach über dem Kopf betrinken sich vor dem Bahnhof. Es wird laut, als die Sozialarbeiterin – vor laufender Kamera –  provozierend herumkoffert. So etwas stört Frau Laux: „Wir sind oft am Bahnhof Altona und wurden nicht einmal beschimpft.“

Ärgerlich: Nur MAhL ZEIT hat geöffnet

Die im Beitrag des NDR genannten Hilfsstellen seien immer noch geschlossen, kritisiert sie. Es sei kein Wunder, dass die Menschen nach Plätzen suchen, wo sie sich treffen können. Das ist der Autorin des NDR Hamburg Journal aber kein Wort wert. Sie will offensichtlich auf eine bedrohliche Situation für die Bahnreisenden und die Einkaufenden hinweisen. Aber die Altonaer, die sie interviewt, widersprechen dem Bild, das sie malt. Sie finden Armut skandalös, nicht aber arme Menschen. Und es spricht für die Redaktion und die Autorin, dass sie die kritischen Stimmen nicht unterschlagen.

Auch Stammgäste der MAhL ZEIT sitzen am Bahnhof. Mit vollem Bauch. Denn, wie gesagt, im MAhL ZEIT gibt es etwas Warmes. Darf man Frau Laux mit dem Duracell-Hasen vergleichen? sinniert der Reporter. Na ja, wenn es der Wahrheitsfindung dient,“ nickt Marion Laux und dann lacht sie, „aber schöner wäre es, wenn die Anderen auch dran denken könnten, wo das Hundefutter lagert.“

Hier können Sie sich den Beitrag des NDR Hamburg Journal ansehen

Blog: Niemals ratlos

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