Archiv für den Monat: Juli 2020

Sommerpause

Der Reporter ruht sich aus. Er schreibt nicht. Er denkt.

Wie soll es im Blog weitergehen? Soll die konkrete Beratung im Vordergrund stehen?

Sollen sozialpolitische Fragen aufgeworfen werden?

Denken Sie mit. Regen Sie an. Tür öffnet für Ihren Beitrag. Schreiben Sie einen Kommentar.

Born2play im Osdorfer Born

„Spielen ist ein Experimentieren mit dem Zufall“, hat mal ein kluger Mensch der Romantik gesagt. Zu Beginn des Projekts Born2Play standen weniger der Zufall als vielmehr gute Planung und der Mut, nach dem Corona-Lockdown unter den strengen Vorgaben der Stadt einen Neuanfang in der Kinder- und Jugendarbeit am Osdorfer Born zu wagen.

Die Initiatorinnen des Mitmachzirkus ABRAX KADABRAX planten und arbeiteten schnell: es galt Kooperationspartner*innen zu finden, gemeinsam zu brainstormen, zu sehen, was (nicht) geht, sich klare Ziele zu stecken und schließlich einen Finanzierungsantrag an das Bezirksamt Altona zu stellen, der hoffentlich in seiner vollen Höhe genehmigt wird.

Brot und Spiele…

Dann gäbe es sowohl für die Organisator*innen, Eltern und vor allem für die Kids am Born den ganzen Sommer über und bis in den Herbst hinein ein greifbares, sichtbares und spielbares Angebot! So sehr Groß und Klein die aktuelle Situation auch herausfordert, zeigt sie am Beispiel von Born2play vorbildlich, dass flotte und leichte Arbeit Hand in Hand mit den Jugendhilfeträger*innen und den Behörden heute und in Zukunft möglich ist.

… Zuckerbrot und Peitsche…

Schon am ersten, leider verregneten Nachmittag des Ferienprogramms probierten zehn bis fünfzehn Kinder die Hüpfmatte und diverse Spielgeräte aus. Ein paar Väter und Mütter setzten sich an den Rand, um miteinander zu sprechen und überließen nach einer anstrengenden Lockdown-Zeit sichtlich gerne für eine Weile ihren Nachwuchs der engagierten Aufsicht der spielwütigen Pädagogen. Der Kinderzirkus ABRAX KADABRAX organisiert das Ferienprogramm zusammen mit dem Bürgerhaus Bornheide, dem Spielhaus sowie weiteren Einrichtungen aus dem Stadtteil für SOL (Sozialräumliche Angebote in Osdorf und Lurup).

… Spiel des Lebens?

Zum zweiten Termin des zweimal wöchentlich stattfindenden Spieleprogramms hatte es auch endlich das Wetter begriffen: Diese Kinder sind nicht aus Zucker, sondern aus Hamburgs Westen! Bei strahlendem Sonnenschein experimentierten sie beinahe ohne Scheu zusammen mit den Zirkuspädagog*innen, einen Teller auf einem Stock zu balancieren, sich auf einem Pedalo fortzubewegen oder zusammen eine Riesenkugelbahn aufzubauen. Ganz nebenbei haben so die Osdorfer Kinder den Zufall in ihre Welt eingeladen. Eine Welt, die zurzeit wohl gleichermaßen von Vorgaben, Bestimmungen und neuen Gesetzen eingeschränkt ist wie die von uns Erwachsenen.

Christine Kruse, Carolin Schulz, Sylvia Golder sind die Autorinnen dieses Textes. Der Reporter dankt. Wie wäre es, wenn auch andere Expertinnen und Experten der Diakonie-HHSH solche Einblicke in ihre Praxis böten?

Beratung als Gegengift

Wer aus der Wohnung nebenan immer wieder laute Streitereien des dort lebenden Paares mitbekommt, die in Wutausbrüchen des Mannes enden, fragt sich: Kann das Liebe sein? Wer es dann nicht mehr aushält und abwartet, bis der Mann aus dem Haus geht, um der Frau Hilfe anzubieten, wie es der Reporter vor langer Zeit einmal tat, kann eine schockierende Erfahrung machen.

 

Die Nachbarin wehrt die Hilfe ab, verbittet sich die Einmischung und behauptet, alles sei Ordnung. Sie betont das eindringlich, dass klar war, sie würde auch der Polizei erzählen, sie sei gegen die Türe gerannt.

Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt werden, stecken häufig in einer Beziehungsfalle. Streitereien steigern sich bis zu einem Ausbruch mit massiver Gewalt. Der Schreck darüber führt zu Entsetzen und Reue und auch Nähe. Die Frau hofft, es könnte sich doch noch alles zum Guten wenden.

Du bist schuld

„Wenn Frauen in der Beratung erkennen, dass sie sich in einer Gewaltspirale befinden, machen sie den ersten Schritt zur Befreiung aus dieser Situation,“ sagt Annette von Schröder von der Beratungsstelle Patchwork in Hamburg Ottensen. „In der Gewaltspirale komme es nach der Reue und Nähe oft zur Schuldumkehr: ´Hättest Du Dich besser verhalten, dann wäre es nicht zur Gewalt gekommen.´ So beginnt der Kreislauf von Neuem.“

Die Täter schaffen es, den Frauen immer wieder Hoffnung zu machen. So versperren sie die Wege aus der Gewaltbeziehung.

Der Lockdown im Zuge der Virusbekämpfung hat in Hamburg aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu einem Zuwachs an häuslicher Gewalt geführt. Was eine gute Nachricht ist! Die Zahlen sind aber leider sowieso zu hoch. Patchwork bereitet deshalb eine Präventionskampagne vor. Unter dem Motto „Vergiftete Liebe“ finden Aktionen, Vorträge und Gespräche statt.

Veranstaltungen im Spätsommer

“Wir helfen betroffenen Frauen zu erkennen, wie komplex und schwer durchschaubar vergiftete Beziehungen sein können.“ Hinweise und Veranstaltungstermine veröffentlichen die Organisatorinnen auf den Websites der Diakonie Hamburg-West/Südholstein und der Website von Patchwork.

Gut, dass es Patchwork und andere Beratungsstellen gibt, überlegt der Reporter. Ihm fehlte damals die Information. Aber das ist mehr als dreißig Jahre her. Wenn ihm die Frau in Altona begegnet, weicht sie ihm aus. Opfer von Gewalt leiden nicht nur, sie schämen sich auch. Da gibt es für Beraterinnen noch einiges zu tun.